Nach einem erfolglosen Ausmistversuch hatte ich diesen Blog wiederbelebt und angefangen, einen imaginären Kleiderschrank zu bauen, der endlich zu mir und zu meinen Bedürfnissen passen soll.
Und dann kommt Andrea alias Michou daher und professionalisiert mal eben die Thematik auf ihre wunderbar anschauliche Art. Dann nutze ich doch die Steilvorlage und folge ihrem Ansatz:
Michou beginnt ihre Wunderbarer Kleiderschrank genannte Stil-Analyse deutscher Kleiderschränke wie jedes gute Buch mit einem Vorwort. Als Aufhänger nutzt sie die alljährlich von Online- und Offline-Frauenmagazinen verordneten Frühjahrsputz des Kleiderschranks.
Ich räume auch zweimal im Jahr meinen Schrank aus und richte mich dabei an Regeln, die ich beiläufig irgendwo aufschnappte (wahrscheinlich in einem dieser genannten Frauenmagazine, eher online). Ich drehe alle meine Kleidungsstücke „falsch herum“ auf meine Kleiderstangen und Regalbretter und wenn ich sie nach dem Waschen wieder in den Schrank räume, dürfen sie wieder „richtig herum“ liegen und hängen. Wenn ich ausmiste sehe ich so auf dem ersten Blick, welche Stück in der vergangenen Saison nicht angerührt wurden. Dann landen sie entweder in Säcken oder in Schubladen auf denen Material steht. Im ersten Jahr waren das ganz schön viele Kleidungsstücke. Es sind ein paar wieder zurück gewandert, weil sie vermisst wurden, andere wurden zu neuen Stücken. Inzwischen ist mein Kleiderschrank arg dezimiert, ich habe aber eigentlich genug anzuziehen – aber eigentlich auch nicht. Wenn ich alles rausschmeißen würde, was mich nicht mehr erfreut, was alt ist oder nicht mehr ansehnlich: Ich hätte ein echtes Problem.
Weiter setzt sich Michou mit einer Typisierung von Frauen und ihren Kleiderschränken auseinander. Sie beschreibt die selbstbewusste/unsichere Frau mit einer üppigen/spartanischen Garderobe.
Blicke ich in meinen Kleiderschrank sehe ich: Schwarz. Schwarze Shirts, Schuhe, Hosen, Jacken, Pullover etc. Ein paar graue, ein paar rote und ein grünes Teil finden sich auch noch, aber diese verstecken sich hinter ganz viel Schwarz. Das liegt an mir und meinem Einkaufsverhalten. Seitdem ich vor langer Zeit aufhörte, Geld in meschenvernichtende Firmen zu investieren, kaufte ich Kleidung plötzlich online – und zwar ausschließlich. Es sind immer noch Teile aus vorethischkorrekten Zeiten vorhanden, aber neu hinzugekommen sind nur Stücke von Greenality, hessnatur, manomama und ähnlichen (z.B. über den avocadostore). Das geht ganz schön ins Geld (aber es ist es mir ja wert). Und was macht man, wenn man sich „Farben“ überhaupt nicht zutraut, schon gar nicht ohne anzuprobieren? Richtig, man wählt Schwarz. Wie simple.
Und dann fing ich an, mich mehr mit Nähen zu beschäftigen. Dabei kaufe ich meine Stoffe zwar nicht oft biologisch oder fair, aber dass wäre ein Thema für sich. Jetzt finden sich zwar noch monochrome Farben in meinem Stash, aber es bessert sich. Gerade gestern habe ich zwei blaue Viscose-Stoffe gekauft – eines sogar mit hellen Pünktchen! – aus denen kurze Blusen werden sollen, aber noch ruhen sie sich auf dem Wäscheständer aus. Dazu habe ich zwei schwarze Stoffe gekauft – ganz so bunt muss es ja auch nicht sein 😀
Mein digitaler Kleiderschrank dient meiner Übersicht – soll dienen. Ich muss meine teilweise sehr alten Stücke ersetzen. Wie Michou so schön schrieb:
Die immer gleiche Jeans, die ausgewaschene Bluse, der Pulli, der pillt – sie zeigen nicht nur, dass dir die Kleidung egal ist, sie behaupten auch, dass du dir egal bist. Dazu noch das Beige, das Braun, das Grau, die zu weiten oder zu engen Schnitte – das ist ein wenig traurig. (Michou, 11.06.2016)
Nein, als gleichgültig will ich nicht gelten. Ganz im Gegenteil: Ich freue mich darauf aus der Apathie herauszukommen und endlich einen Kleiderschrank zu besitzen, der mich glücklich macht. Ob meine Idee einer geplanten Garderobe so zu mir passt, weiß ich noch nicht. Während ich also im Moment eher einen leeren Schrank habe, dessen Inhalt mich als unsicher outet, hätte ich lieber einen moderat gefüllten Schrank voller Lieblingsstücke aus denen ich je nach Laune schöpfen kann.
Michou bearbeitet in ihren – Reihen, Kolumnen, Überlegungen, Texten? – weitere Spannende Aspekte von Frauenkleidung – ihren Sinn, ihre Funktion, ihre Passform, das Einkaufsverhalten von Frauen ihre Kleidung bezüglich. Es lohnt sich – auch zukünftig – vorbeizuschauen!
Liebe Andrea,
Danke für viel Denkstoff und den so passenden Zeitpunkt. Ich bin gespannt auf neue Episoden!
Liebe Grüße
Julia
Übrigens: Alle Links sind natürlich aus meinem intrinsischen Bedürfnis heraus gesetzt um Dich – liebe/r Leser_in – an meinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Ich erhalte keine Vergünstigungen, kein Geld, keine Geschenke. (Nicht, dass ich je gefragt wurde, ob ich im Zuge irgendwelcher Gegenleistungen subtile Werbung schalten würde.)